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Hypnosetherapie: Wie funktioniert’s?

Die Hypnose hilft bei einer Vielzahl an psychologischen Problemen und Erkrankungen. Doch wie funktioniert Hypnose und welche Wirkung darf man erwarten? Comparis bietet Ihnen einen Einblick in diese Therapieart.
Julia Strachowitz Foto

Julia Strachowitz

17.02.2022

Hypnose Pendel vor Sofa

Unsplash

Ist Hypnose mehr als nur ein Pendel im Zusammenspiel mit Flüstern? Ist die Wirkung bewiesen? Wir haben uns angeschaut, was hinter dieser Therapieform steckt. 

Wie funktioniert Hypnosetherapie?

Der Name Hypnose leitet sich von «Hypnos» ab, dem griechischen Gott des Schlafes. Schlaf spielt bei Hypnose jedoch keine Rolle. Hypnotisierte Menschen befinden sich lediglich in einem tief entspannten Zustand, genannt «Trance». In diesem Zustand reagieren Menschen gut auf Suggestionen von aussen. Wahrnehmung, Gedächtnis, Motivation und Selbstkontrolle lassen sich dadurch verändern.

Vor der eigentlichen Hypnosesitzung findet ein Kennenlernen zwischen Therapieperson und Behandlungsperson statt. In diesem Vorgespräch werden Ängste und Probleme besprochen. Die Hypnosefähigkeit wird überprüft sowie realistische Ziele für die Behandlung gesetzt.

Die Hypnose selbst beginnt mit der sogenannten «Induktion». Die Therapieperson bittet die Behandlungsperson, die Augen zu schliessen und äussere Ablenkungen auszublenden. Mithilfe von Stimme, Visualisierung oder Musik wird der Trance-Zustand eingeleitet. Je nach Behandlungsperson funktioniert eine Technik besser als die andere. Bei wiederholter Ausübung funktioniert die Induktion wie ein gelerntes Signal. Die Behandlungsperson kann sich damit auch zuhause in Hypnose versetzen.

Der Zustand der tiefen Entspannung wird als Trance bezeichnet. In Trance können Menschen

  • Schmerzen kontrollieren (z.B. «Ich vergesse meine Schmerzen»)
  • Gedanken und Vorstellungen aus dem Bewusstsein verbannen (z.B. «Ich muss rauchen»)
  • Vorstellungskraft und Zugang zur eigenen Gefühlswelt verbessern
  • Fähigkeit zur Selbstheilung aktivieren

Hypnose wird auch in der Psychotherapie angewandt. Während der Trance können alte Ängste überwunden und neue Strategien im Hirn verankert werden. Das hilft zum Beispiel bei der Rauchentwöhnung oder Stressreduktion.

Kann jeder hypnotisiert werden?

Ob und wie stark sich jemand hypnotisieren lässt, variiert von Person zu Person. Nicht jeder ist gleich gut hypnotisierbar. Manche Menschen reagieren überhaupt nicht. Andere reagieren stark. Woran liegt das? Hypnotisierbarkeit ist ein relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal. Das Gen COMT beeinflusst die Verwendung von Dopamin im Gehirn. Dopamin wiederum hat einen Einfluss auf die Hypnotisierbarkeit. Hoch hypnotisierbare Menschen sind nicht leichtgläubiger. Sie haben lediglich eine gute Fähigkeit, sich in sensorischen und imaginären Erfahrungen zu verlieren. Kinder sprechen stärker auf Hypnose an als Erwachsene.

Wann hilft Hypnosetherapie?

Die medizinische Hypnosetherapie wird häufig in Kombination mit anderen Therapieformen angewendet. Sie hilft bei den folgenden Erkrankungen und psychologischen Problemen:

  • Akute und chronische Schmerzen
  • Psychosomatische Krankheitsbilder
  • Angstzustände und Phobien
  • Schlafstörungen
  • Suchterkrankungen wie Rauchen und Übergewicht
  • Psychische Belastungen wie die Verarbeitung von Krankheit, Unfallfolgen, Nervosität
  • Autoimmunerkrankungen
  • Allergien
  • Tinnitus
  • Vorbereitung auf medizinische Eingriffe
  • Psychologische Begleitung bei schweren Erkrankungen

Wie fühlt sich Hypnose an?

Hypnose ist ein normaler Zustand. Es lässt sich mit Tagträumen vergleichen. Man kann alles wahrnehmen, was geschieht. Viele Menschen, die einmal hypnotisiert wurden, berichten von einem Gefühl grosser Entspannung. Die Umgebung erscheint in grösserer Distanz zum Selbst.

Hypnotisierte Menschen sind zugänglich für Suggestionen. Sie können jedoch aus dem Trance-Zustand kommen, wenn ihre Aufmerksamkeit gebraucht wird. Dazu wird die Hypnose gewöhnlich durch die anleitende Person beendet, indem etwa ein Herunterzählen von 5 bis 1 erfolgt. Trance ist ein Zustand fokussierter Aufmerksamkeit nach innen oder aussen. Die hypnotisierte Person kann sich auch selbst aus der Hypnose bringen, generell sollte dies aber angeleitet erfolgen.

Nach der Hypnose fühlen sich viele Menschen motiviert und voller Energie. Das kann daran liegen, dass während der Hypnosesitzung selbstkritische und negative Gedanken gestoppt wurden. Dieser positive Zustand kann kurz- aber auch langzeitig anhalten.

Gibt es Beweise für die Wirkung von Hypnose?

Die Wirksamkeit von Hypnose wurde in klinischen Studien nachgewiesen. Folgendes *Beispiel aus der Forschung bestätigt die Wirkung von Hypnose im Kontext der Schmerzlinderung. Eine Gruppe von Frauen mit chronischen Schmerzen im Kiefer nahm an einer Hypnosestudie teil. Per Zufall wurde die Hälfte der Frauen einer Hypnosegruppe zugeteilt. Sie durchliefen vierstündige Hypnosesitzungen. Dort wurde ihnen suggeriert, «den Schmerz zu vergessen». Die andere Hälfte der Studienteilnehmerinnen lernte in der gleichen Zeit Entspannungstechniken. Diesen Frauen wurde jedoch gesagt, es handle sich um Hypnosesitzungen. So gingen alle Studienteilnehmerinnen von den gleichen Bedingungen aus. Alle Frauen erstellten einen Selbstbericht nach der Behandlung. Die Hypnosegruppe berichtete konsistent von einem Nachlassen des Schmerzes. Die Entspannungstechnik-Gruppe gab keine Veränderungen an.

Wer zahlt Hypnosetherapie?

Die medizinische Hypnosetherapie kann als psychosomatische Einzeltherapie über die Grundversicherung verrechnet werden. Je nach Fall werden die Kosten übernommen, wenn die Therapie von einem Arzt oder einer Ärztin durchgeführt wird. Der Nutzen der Hypnose muss plausibel dargelegt werden. Zudem braucht es eine ärztliche Anordnung. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Versicherung über die Leistungsdeckung, bevor Sie einen Termin für eine Hypnose vereinbaren.

Hypnosetherapien, die nicht von einem Arzt durchgeführt werden, können nur teilweise über die Grundversicherung abgerechnet werden. Einige Versicherer haben Hypnose freiwillig in ihren Leistungskatalog der Grundversicherung aufgenommen. Sie haben die Möglichkeit, eine Zusatzversicherung für Alternativmedizin abzuschliessen. In diesen Bereich fällt die Hypnosetherapie. Je nach Versicherung bewegt sich die Kostendeckung zwischen 40 Prozent und 90 Prozent. 

Die Kosten für eine nicht-medizinische Hypnosetherapie liegen zwischen 150 und 200 Franken pro Stunde. Meist ist ein einstündiges Gespräch vorab nötig. Die Hypnosesitzung dauert ein bis drei Stunden. Ein einstündiges Folgegespräch nach der Behandlung wird empfohlen. Damit liegen die gesamten Kosten für eine nicht-medizinische Hypnosetherapie je nach Anbieter und Umfang zwischen 300 und 1’000 Franken.

Quellen

  • KSSG - Medizinische Hypnosetherapie
  • Gerrig, R. J., Zimbardo, P. G. (2016). Psychologie (20. Auflage). Hallbergmoos: Pearson.
  • Abrahamsen, R., Baad-Hansen, L., Zachariae, R. & Svenson, P. (2011). Effect of hypnosis and blink reflexes in patiens with painful temporomandibular disorders. The Clinical Journal of Pain, 27, 344–351.

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